Zu zweit unter Vampiren (Kapitel 5)

Nachdenken, Kiki. Nachdenken! Was tat man am besten, wenn man von einer Horde Vampire abhauen musste?                                                                                                                          Jedenfalls zuckte Kevin nicht mal mit der Wimper. Stattdessen lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme. Während ich ihn genervt betrachtete, erschien ein dämlich grinsendes Gesicht vor meinen Augen. Unser älterer Bruder. Markus. Der war genauso ein Vogel, wie alle in diesem Raum. Auf meine Lippen schlich sich ein Lächeln, ich angelte mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte Markus‘ Nummer. Dabei beobachteten mich alle angespannt, auch Kevin. Nach dem zweiten Klingeln nahm Markus ab:
>> Hey, Gorilla. Schon angekommen? Was gibt’s? <<
Sein neckender Ton brachte mich auf die Palme. Das tat sie immer.>> Wir sind gut angekommen, Volltrottel. Aber mal was anderes. Erinnerst du dich an unsere Wette? <<,
fragte ich, um direkt zum Punkt zu kommen. Kevin schien sich jedenfalls noch an unsere kleine Wette zu erinnern. Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen. Unsere Vampire sahen mich allerdings teils genervt, ausdruckslos oder grinsend an. Aber etwas Weiteres konnte ich an ihren Augen ablesen: Neugier.
>> Welche Wette? Wir hatten viele. <<
Markus‘ Stimme zwang mich wieder zur Konzentration.
>> Die Wette mit den Vampiren. Du hast gesagt, sie würden nicht existieren. Rate mal, was ich hier gefunden hab: Ja, genau! Vampire! Und gleich fünf von denen! Du schuldest mir jetzt fünfzig Mäuse, Trottel. Schick sie einfach rüber, aber ich muss jetzt um mein Leben rennen. Bis dann! <<
Ich legte auf, packte das Handy zurück in die Tasche und raste davon. So schnell war ich im Leben noch nie gerannt. Ich wusste gar nicht, dass ich so ein Tempo drauf hatte. Kevin folgte mir nicht. Der war die Ruhe in Person. Meinetwegen. Konnte der mit den Vampiren spielen. Als ich ein offenes Fenster entdeckte, sprang ich raus. Wir befanden uns im Erdgeschoss, da war es also nicht besonders hoch. Ich landete wohl ein einer Art Garten und versteckte mich hinter einem Busch. So viel zum Thema im Busch sitzen und Leute ausspionieren. Hinter jeder Lüge verbirgt sich eine Wahrheit, oder wie hieß das?  Während ich dahockte und mir überlegte, was sie gerade wohl mit Kevin so machten, raunte mir eine Stimme ins Ohr:
>> Hab dich gefunden, Wissenschaftlerin. <<
Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, mich umzudrehen und zu schauen, wer mich da gerade zu Tode erschrocken hatte und ihm eine Bratpfanne überzuhauen. Zum einen hatte ich keine Pfanne, zum anderen war ich nicht dumm genug, um noch eine Sekunde zu zögern.Also sprang ich auf und rannte los, wie eine verrückte Shoppingqueen auf dem Weg zum Schlussverkauf. Und da passierte es mir, was einem Trottel normalerweise nur im Comic passierte: Ich rannte gegen einen dämlichen Ast, der zufälligerweise auf Stirnhöhe vom Baum hing und kippte nach hinten. So dämlich kann auch nur ich sein, war das Letzte, was ich dachte, bevor ich das Bewusstsein verlor.

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